Englischer Originalartikel „Atheists in Praise of Christianity?“ von Jonathon Van Maren nachzulesen unter: https://stream.org/atheists-in-praise-of-christianity/
Zusammenfassender und ergänzender Artikel auf Deutsch:

Atheisten warnen: Christentum ist für Überleben der Westlichen Zivilisation unverzichtbar

Der Historiker Tom Holland zieht mit seinem neuen WerkHow the Christian Revolution Remade the World“ („Wie die Christliche Revolution die Welt erneuerte”), Aufmerksamkeit auf sich. In der Monographie überrascht er die Leser vor allem aus folgenden Gründen: Tom Holland ist selbst kein praktizierender Christ und dennoch ist sein Werk eines der ehrgeizigsten historischen Verteidigungen des Christentums.

Holland erwähnt Wertvorstellungen vieler Menschen aus vergangenen Zeiten und betont, dass diese uns fremdartig und gar kurios erscheinen müssen. Die Spartaner beispielsweise ermordeten kaltblütig Neugeborene, die nicht dem damaligen Ideal entsprachen oder gesundheitlich beeinträchtigt schienen. Generell war Kindestötung in der Antike absolut keine Seltenheit. Auch die Körper von Sklaven wurden als Ventil für das körperliche Vergnügen Mächtiger missbraucht. Arme und schwache Personen hatten keinerlei Rechte.

Dies wirft die Frage auf, wie eine Gesellschaft, ausgehend von von diesen Moralvorstellungen zu die heutigen entwickeln konnte. Es war das Christentum, so Holland. Erst das Christentum revolutionierte den Umgang mit Sexualität, mit der Ehe; verlangte von Männern sich selbst zu kontrollieren und verbot jegliche Art von Missbrauch und Vergewaltigung. Das Christentum beschränkte Sexualität und setzte die Grenzen so, dass Monogamie die Grundvoraussetzung für sexuelle Interaktion darstellte. Holland führt die Kontroverse ins Treffen, dass das Christentum heute für genau diese Standards verspottet wird. Durch die gesellschaftliche Dimension des Christentums bedingt, erhielten Frauen nach langer Zeit einen hohen Stellenwert. Schlussendlich revolutionierte und transformierte das Christentum den gesamten Erdball.

Ohne diese Weltreligion würde die Westliche Welt nicht existieren, so Holland. Sogar die moralischen Vorstellungen jener sozialen Gerechtigkeitskämpfer, welche den Glauben ihrer Vorfahren verachten, beziehen sich auf ein Grundgerüst der Wertvorstellungen des Judäo-Christentums. Wer seine Argumentationen auf Liebe, Toleranz, Barmherzigkeit und Mitgefühl basiert, entlehnt diese Grundkonzepte fundamental der christlichen Weltanschauung.

Hollands Rechtfertigung des Glaubenssystems, welches Eliten gerne zu verachten pflegen, hat, wenig überraschend, sehr viel an Kritik hervorgerufen. Holland konfrontiert den kämpferischen Atheisten und renommierten Philosophen A.C. Grayling mit der Frage, ob das Christentum uns menschliche Werte vermittelte. Grayling konnte Hollands These kaum widerlegen und klingt bei seinen Argumentationsversuchen wenig philosophisch.
Holland, hingegen, zeigt sich passioniert und positiv gegenüber seiner Rechtfertigung und gibt den Lesern mit: „Wenn die Westliche Kultur eine Fischschüssel wäre, dann ist das Wasser, in dem sie schwimmt, das Christentum.“

Obwohl viele Menschen damit kämpfen, der christlichen Religion Glauben zu schenken, erkennen sie doch, dass das Christentum selbst wahrscheinlich notwendig ist. Es lässt sich ein Trend verzeichnen, wenn es um die Rechtfertigung des Christentums mit seinen Werten geht. Viele, deren Weltanschauung sich auf die Verweltlichung des Irdischen beschränkt, merken schließlich, dass das Christentum wertvoller ist, als sie glaubten. Kontrovers ist, dass die Kritik derer, die das Christentum wegen verschiedener wahrgenommener Ungerechtigkeiten verurteilen, tatsächlich in christlichen Anordnungen wurzelt.

Douglas Murray, ebenfalls Atheist, hat begonnen, die Menschen davor zu warnen, das Christentum zu leugnen. Er führt an, dass dies es eine gefährliche Sache sei. Unsere Gesellschaft habe jetzt drei Möglichkeiten. Erstens, sagt Murray, soll die Idee abgelehnt werden, dass alles menschliche Leben kostbar ist. „Eine andere ist, wütend zu arbeiten, um eine atheistische Version der Heiligkeit des Individuums festzumachen.“ Und wenn das nicht funktioniert? „Dann gibt es nur noch einen anderen Weg. Der zurück zum Glauben heißt, ob es uns gefällt oder nicht. “

Murray ernennt sich selbst nun zum „Christlichen Atheisten.“ Er erzählt in einem Interview mit Esther O’Reilly im Unbelievable podcast von seinem Besuch des Sees Genezareth. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass etwas in ihm vorging bzw. geschah, als er dort war. Unverblümt erwähnt Murray während der Darren Grimes Show, dass wenig Sinn darin liege, ein ganzes Leben lang nur über Politik zu reden, anstatt über Gott.

König Agrippa Christen

Das Phänomen, dass Atheisten das Christentum preisen, scheint zuzunehmen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Christopher Hitchens (ein guter Freund von Murray) und seine Mitläufer gegen das „Gift“ der Religion tobten.

Murrey sagte in einem Interview, dass die amerikanische Republik ohne Wiederaufleben des Christentums nicht überleben wird. „Sie können keine freie Gesellschaft mit einer Verfassung haben“ wie die amerikanische, „es sei denn, Sie versuchen, ein religiöses Volk zu regieren“, folgerte er.

Auch der verstorbene Sir Roger Scruton ging nach zahlreichen Kämpfen mit vielen Wahrheitsansprüchen des Christentums zurück in die Kirche. Während er Zweifel hegte, spielte er im Sonntagsgottesdienst in seiner örtlichen anglikanischen Kirche Orgel. Vielleicht würde ihm das Üben helfen, sagte er einmal. Er war sich nicht sicher, ob er alles glauben konnte. Aber er wollte.

Diese Männer sind Christen vom Typ des König Agrippa. Wie König Agrippa dem Apostel Paulus sagte: „Fast überredest du mich, Christ zu sein.“ Sie glauben es fast. Sie glauben, dass das Christentum gut ist. Einige glauben, dass es notwendig ist.

Auf die Warnungen der Atheisten hören – das Christentum ist notwendig

Diese Glaubenskämpfe sind eine Warnung für den Westen. Ohne Christentum bewegen wir uns in eine dichte und undurchdringliche Dunkelheit. Das Christentum hat uns Menschenrechte und Schutz für die Schwachen gelehrt. Mitgefühl wurzelt in Befehlen zur Liebe und in der christlichen Religion. Die Vergebung für Feinde hat praktisch die Welt revolutioniert. Wir sind gerade dabei, diese Revolution rückgängig zu machen; daher ist es umso wichtiger, dass wir uns ansehen, was wir zerstören, bevor wir weitermachen. Wir sollten uns fragen, warum Zäune gebaut wurden, bevor wir sie abreißen. Wir sollten den Atheisten zuhören, die uns nervös sagen, dass die Praktizierung der christlichen Werte dringend notwendig ist. Wir sollten dafür kämpfen, dass unsere nachchristliche Kultur wieder vorchristlich wird.

Quelle: https://stream.org/atheists-in-praise-of-christianity/