Sehr geehrte Frau Präsidentin Prušnik,

als Meldestelle www.christenschutz.at ist es unsere Aufgabe, christenfeindliche Vorfälle zu dokumentieren und gegebenenfalls auch eine breitere Öffentlichkeit darüber zu informieren. Einer der Maßstäbe, die wir bei der Beurteilung konkreter Meldungen, vor allem im künstlerischen Bereich, anwenden, ist der Vergleich mit den beiden anderen großen Religionen Österreichs: Ist es denkbar, dass eine bestimmte Kunstaktion auch im Zusammenhang mit dem Islam oder dem Judentum stattgefunden hätte? Wenn nein, spricht dies aus unserer Sicht stark für das Vorhandensein christenfeindlicher Aspekte.

Nach einer Meldung auf unserer Webseite haben wir das Begleitmaterial Ihrer aktuellen Ausstellung „Du sollst dir ein Bild machen“ analysiert. Was Sie dort unter dem Deckmantel des „Dialogs zwischen Kunst und Religion“ präsentieren, ist in weiten Teilen keine Auseinandersetzung, sondern eine gezielte, geschmacklose Herabwürdigung des Heiligen.

Ich frage Sie daher ganz direkt:

Wäre es in Ihrem Haus denkbar, den Propheten Mohammed mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen darzustellen? Würden Sie Thora-Rollen mit Latex überziehen oder mit Exkrementen beschmutzte Textilien als religiöse Symbole des Judentums ausstellen?

Die Antwort ist: Nein. Sie würden dies aus Respekt vor religiösen Gefühlen und aus Angst vor den Konsequenzen niemals tun. Warum aber ist das Christentum im Künstlerhaus zum “Freiwild” für derartige Obszönitäten erklärt worden?

Besonders schockierend sind folgende Exponate, die eine rote Linie überschreiten:

  1. Im Werk „Quaint Sunday/Mary’s Penis N°3“ von Anouk Lamm Anouk wird die Pietà, das Bild der trauernden Mutter mit dem toten Sohn, ins Groteske verzerrt. Maria wird hier als Transfrau dargestellt, und zwar explizit mit einem Penis, der von Jesus gehalten wird. Eine solche Sexualisierung der Gottesmutter überschreitet jede Grenze des Geschmacks.
  2. Renate Bertlmanns „Zärtlicher Christus“ zeigt ein Kruzifix, das vollständig mit Latexnoppen überzogen ist. Das Begleitheft brüstet sich damit, eines der „mächtigsten Symbole“ in ein „erotisch konnotiertes Objekt“ zu verwandeln. Das Kreuz, Zeichen des Leidens und der Erlösung, wird hier in die Nähe von Sexualfetischen gerückt.
  3. Unter dem Titel „Schweiss Blut Urin Milch Kot“ stellt Esther Strauß ein in Kreuzform aufgehängtes Kleid aus, in das sich Körperausscheidungen, darunter Urin und Kot, eingeprägt haben. Diese Arbeit verbindet das heiligste Zeichen der Christenheit assoziativ mit Fäkalien und Abfallprodukten.
  4. Das Exponat „Von Schafen und Wölfen“ von Deborah Sengl zeigt eine Figur im liturgischen Priestergewand, jedoch mit dem Kopf eines Schafes und den fletschenden Zähnen eines Wolfes. Hier werden Priester pauschal als gefährliche Raubtiere diffamiert.
  5. Sie stellen Martin Kippenbergers „Fred the Frog Rings the Bell“ (ein gekreuzigter Frosch) aus. Sie tun dies im vollen Bewusstsein, dass dieses Werk bereits massive Proteste auslöste und sogar von Papst Benedikt XVI. als Verletzung religiöser Gefühle kritisiert wurde. Dass Sie es erneut zeigen, beweist Vorsatz.

Sie schreiben in Ihrem Begleitheft, die Schau stehe „nicht für vordergründige Provokation“, sondern für eine „liebevolle“ und „humorvolle“ Annäherung an die christliche Ikonographie. Angesichts der oben genannten Werke wirkt dieser Satz wie Hohn.

Wir fordern Sie zu einer Stellungnahme auf: Mit welcher Begründung muten Sie Christen diese Herabwürdigungen zu, die Sie keiner anderen Religionsgemeinschaft zumuten würden? Sind Sie bereit, Schritte zu einer Kontextualisierung dieser Ausstellung zu setzen, v.a. angesichts von weltweit dramatischen Beispielen von Christenverfolgung, wie derzeit in Sudan, Nigeria, Pakistan, Indien, China oder Nordkorea?

Wir behalten uns vor, unsere Dokumentation dieser Ausstellung an eine breite Öffentlichkeit sowie an politische Entscheidungsträger weiterzuleiten.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Ledóchowski

Präsident Meldestelle Christenschutz